Vorlauf in den Tod



Heidegger hat das Leben in seiner drolligen Art das Vorlaufen in den Tod genannt. 

Und zwar ist es ein Vorlauf ohne Zwischenlauf und ohne Final. Es gibt auch keinen Hoffnungslauf. Nachdem man in die Welt geworfen wurde und sich durchgekämpft hat, ist das Leben nach dem Vorlauf zu Ende und alles, was dann noch kommt, ist der Tod. Der jetzt das Zu Ende Sein des Daseins genannt wird. Mit Dasein bin ich gemeint, glaube ich; ich als Subjekt.

Was ausschliesst, dass nach dem Tod irgendetwas auf mich wartet, denn wenn ich als Subjekt nicht mehr da bin, ist es sinnlos auf mich zu warten. Ich werde abgebaut und umgebaut. Das Ich, auf das ich im Leben soviel Wert legte, verschwindet, zurück bleiben allerlei feste und lösliche Stoffe.


Aniflur, 2021


Also, damit wir das recht verstehen: Das Leben ist das Vorlaufen in den Tod, beziehungsweise das Sein zum Ende und dann das Zu Ende Sein des Daseins. 

Womit über die Mühen des In der Welt Seins noch nichts gesagt ist. Zuerst müht man sich unter Geschrei in die Welt und sucht die Welt zu verstehen, schon vom ersten Augenblick riecht und lutscht man an ihr und hört auf sie, aber dann wird es immer komplizierter und allmählich verliert man den Überblick und die Kontrolle. Man strampelt sich ab und glaubt, zu wissen, was man tut, aber dem ist meistens nicht so, man trickst sich selber aus, ohne dass man sich hinter die Schliche kommt, und manchmal kommt man trotzdem ans Ziel, das sich dann als ungenügend herausstellt und so geht es weiter im Hamsterrad. 

Vorlaufen oder sich totlaufen, manche früher, andere später, und unterdessen nicht daran denken, woher nähme man sonst die ganze Energie, um sich am Leben beziehungsweise im Rennen zu halten. 

Warum hängen sich alle so rein, völlig unverständlich? Und die paar Wenigen, die es nicht tun, ich meine sich im Vorlauf anzustrengen, sind Spielverderber.