Wiesenschaft
Die Wiesenschaft ist, wie man weiss, die Gesamtheit des menschlichen Wissens über Wiesen, unabhängig davon, ob es sich um Naturwiesen, Blumenwiesen oder Graswiesen handelt. Und Wiesenschaftler sind demzufolge Leute, die die Erkenntnisse über Wiesen systematisieren und in Begriffe und Hypothesen fassen.
Aber die Wiesenschaft ist nicht nur einfach Wissenschaft angewandt auf Wiesen, sie geht weit darüber hinaus, sie umfasst unser ganzes Denken und Sein. (Oder sagen wir: mein Denken und Sein, siehe unten). Man muss sich nur einmal vor Augen führen, dass ein Fünftel unserer Landesfläche Wiesen sind, dann kann man sich vorstellen, wie ausgedehnt das Forschungsgebiet der Wiesenschaft ist.
Aniflur, '19
Nun gut, ich selber bin in der Wiesenschaft ein Dilettant, ein Amateur. Trotzdem interessiert sie mich.
Das hat natürlich mit meinen Lebensumständen zu tun, damit, dass ich inmitten von Wiesen aufgewachsen bin und Wiesen für mich das Selbstverständlichste und Gewöhnlichste sind. Aber gerade das ist andererseits mein Problem. Ich habe dadurch nicht die nötige Distanz, was ja für das wiesenschaftliche Arbeiten unabdingbar ist.
Ich kann mich also keineswegs zu den Wiesenschafltern zählen, obwohl ich ein ausgesprochener Wiesenmensch und Wiesenfreund bin und an schönen Tagen ganze Nachmittage auf dem Rücken liegend inmitten von Wiesen verbringe.
Kommt noch dazu, dass meine Mutter eine führende Figur in der erst entstandenen Wiesenschaftstheorie ist, also jenem Bereich der Philosophie, der die erkenntnistheoretischen Voraussetzungen der Wiesenschaft untersucht: Auf was für Hypothesen baut die Wiesenschaft auf, was sind ihre unhinterfragten Annahmen, wie stringent sind ihre wiesenschaftlichen Methoden, wie steht es um ihre Vernetzung mit anderen Wissenschaften wie etwa der Mathematik, der Logik, der Ethik oder der Kosmetik?
Das sind die Fragen, die sie untersucht, und es ist natürlich klar, dass mein An-schönen-Tagen-in -den Wiesen-Liegen für so schwierige Fragen keine ausreichende Grundlage ist.